Natur – historischer Wanderweg Eutinger Tal

PDF Datei des Historischen Weg

Die Nummern bezeichnen die einzelnen Stationen auf der Karte.

Nr. 2: Hundsbühl „Schmetterlingshang“ 
Durch intensive Sonneneinstrahlung und extensive Pflege entwickelte sich auf diesem Halbtrockenhang ein bedeutendes Insekten- und Schmetterlingsvorkommen. Mittlerweile hat sich auch eine reiche Wiesenblumenvegetation eingestellt. Im Jahr 2001 wurden 30 verschiedene Tagfalter festgestellt, von denen 14 Arten in Baden-Württemberg auf der Roten Liste stehen. An Kriechtieren finden sich die Zauneidechse, Blindschleiche und Schlingnatter. Auch Neuntöter nutzen regelmäßig diesen Hang mit seiner Heckenstruktur als Brutplatz und Jagdrevier. 

Nr. 3: Ehemaliger Bierkeller des Sonnenwirts 
Eingangs des Eutinger Tals waren mindestens fünf Bierkeller in den Muschelkalkstein gehauen, in denen die Wirte ihr frisch gebrautes Bier bei gleichmäßiger Temperatur aufbewahrten. Am Ende der Keller sorgte ein kaminartiger Schacht für die Be- und Entlüftung. 

Fledermauskeller
Aufgelassene Bierkeller sind Winterquartiere für verschiedene Fledermäuse (z. B. die hier vorkommende Mopsfledermaus) und Amphibien (z. B. Feuersalamander), die auf ein frostfreies und störungsfreies Rückzugsgebiet angewiesen sind.

Nr. 4: Ehemaliger Steinbruch 
Das Gesteinspaket dieses Aufschlusses entstand in der Zeit des Trias vor 235 Mio. Jahren im flachen Muschelkalk-Binnenmeer. Meeresmuscheln, Stachelhäuter, z. B. langstielige Seelilien lebten am Meeresboden. Jede Schichtfläche war einmal Meeresboden. Erdinnere Kräfte, welche zur Entstehung des nördlich vorbeiziehenden Lineaments und des südlich tief eingeschnittenen Neckartals führten, zerteilten das Gestein in Risse, Spalten und Klüfte und führten zur Schrägstellung. Dieser aufgelassene Kalk-Steinbruch wurde zur Gewinnung von Steinmaterial genutzt. Im oberen Abschnitt sieht man den gelbbraunen massigen Trigonodusdolomit. Im unteren Abschnitt erkennt man den blaugrauen gebankten Nodosuskalk. Beide fanden Verwendung als Schroppen und Schotter beim Verkehrswegebau, als Betonzuschlag und als Sand. Der Trigonodusdolomit wurde auch als Naturwerkstein beim Haus- und Mauerbau verwendet. Das gesamte Gesteinspaket ist stark wasserdurchlässig und ein ergiebiger Grundwassersammler für den Lochbrunnen und die Talmühlequelle. 

Nr. 5: Die Eisenbahn im Eutinger Tal 
Am 30. Mai 1874 wurde die „Nagoldbahn“ von Horb über Eutingen und Hochdorf und weiter bis Pforzheim eröffnet. Ab 1879 fuhren auch die Züge von Horb nach Stuttgart über Eutingen und Böblingen durchs Eutinger Tal. Die Bahnstrecke Eutingen – Horb als Teil der Verbindung von Stuttgart nach Zürich ist seit 1887 zweigleisig. Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Stuttgart – Horb war 1974 abgeschlossen. Der letzte regelmäßige Dampfzug fuhr am 27.09.1974 von Horb nach Freudenstadt durchs Eutinger Tal. 

Steinmauer 
Dieses Biotop aus zweiter Hand bietet aufgrund von geringer Sonneneinstrahlung und feuchtem Klima einen geeigneten Lebensraum für verschiedene Moose und Farne.

Nr. 6: Unterer Eutinger Talhof
An dieser Stelle stand der untere Eutinger Talhof. Dieser Hof unterhalb der Burg Eutingertal, bestehend aus Wohngebäude für den Verwalter und landwirtschaftlichen Gebäuden, diente seit alters her der Versorgung der Bewohner der Burg Eutingertal. Erstmals erwähnt wird der Hof im Jahr 1354. Die Schenken von Stauffenberg, seit 1723 im Besitz des Ritterguts, ließen 1796 den oberen Eutinger Talhof erbauen. Von da an, bis zum Abbruch der letzten Gebäude in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, diente der Hof zeitweilig noch als Wohnung für den Forstverwalter. 

Nr. 7: Lochbrunnen (blaues Wässerle) 
Der Talgrund wird durch die Dolomitregion des Mittleren Muschelkalks gebildet. Der darüber liegende 80 m mächtige Obere Muschelkalk sammelt wie ein Schwamm das Niederschlagswasser der Gäuhochfläche. Im bläulich-grauen Trochitenkalk des oberen Muschelkalks tritt es als „blaues Wässerle“ in einem erfüllten Höhlensystem als Überlaufquelle (60 l/sec.) über den Wasser stauenden Tonen und Mergeln des Mittleren Muschelkalks aus. Der hinten am Talhang liegende Lochbrunnen entwässert durch Karstwasseraufbrüche im Eutinger Talbach. Zwischen Lochbrunnen und Talmühlequelle besteht eine unterirdische direkte Verbindung. Das Wasser des Lochbrunnens kommt der 500 m talabwärts gelegenen Talmühlequelle (250 l/sek.) zugute. Zum Schutz vor äußerlicher Wasserverschmutzung musste der Quelltopf des Lochbrunnens mit einem massiven Überbau gedeckelt werden, wobei der Trochitenkalk als Naturwerkstein verwendet wurde. 

Nr. 8: Talaue
 
Das Landschaftsschutzgebiet Eutinger Tal ist besonders auch dadurch reizvoll, dass auf seinen ebenen Auenflächen jahrhundertelang Weidewirtschaft betrieben wurde. Dadurch konnte sich in diesem offenen Teil des Tales durch Sonne und Luftaustausch eine interessante Pflanzenwelt entwickeln. In den letzten Jahrzehnten verbuschten diese Flächen zunehmend. Seit drei Jahren nun wird durch Abmähen und Beweiden versucht, diesem Ziel wieder näher zu kommen. Die Artenvielfalt an Frühlings- und Sommerblühern ist bereits gestiegen. Das vom Stauffenbergschen Forstrevier angelegte Feuchtbiotop ist ein bedeutender Laichplatz für Grasfrösche, Bergmolche und Erdkröten, der sauerstoffreiche Talbach Geburtsstätte für Feuersalamander. 

Nr. 9: Pumpwerk Talmühle 
An der Stelle des Wasserwerkes Talmühle der Gäuwasserversorgung stand bis 1960 die Talmühle, ein stattliches Fachwerkgebäude. Die Getreidemühle wurde 1739 als Erblehen der Schenken von Stauffenberg erbaut und war mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang (für Dinkelkorn) ausgestattet. Die steile Zufahrt zur Straße von Mühlen nach Eutingen heißt noch heute „Eselsteigle“. Seit 1960 ist an diesem Standort das Wasserwerk Talmühle in Betrieb. Im Keller dieses Wasserwerkes ist die Karstquelle aus dem Muschelkalkfelsen kommend mit einer Schüttung von bis zu 250 l/sec. erschlossen. Das Entnahmerecht kann bis 100 l/sec. genutzt werden. Die weiteren Wassermengen fließen zum Talbach. Zusammen mit Wasser der Bodenseewasserversorgung und weiteren Fassungen trägt die Talmühlequelle zur Trinkwasserversorgung für 60.000 Einwohner im Oberen Gäu bei. 

Nr. 10: Rittergut Eutingertal 
Erbaut in der Mitte des 13. Jahrhunderts, wird das Gut Eutingertal um 1300 erstmals erwähnt. Nach einer Zerstörung im Jahre 1354 bauten die Böcklin von Eutingertal die „vesti ze Utinger tal“ mit der Ringmauer und dem Talhof wieder auf. Weitere Besitzer waren die Schütz von Eutingertal (ca. 1470 bis 1530), die Felldorfer Linie der Freiherren von Ow bis ca. 1670. Bis 1698 häufiger Besitzerwechsel. Danach gehörte die Burg, öfters auch Schloss genannt, dem Freiherr von Türkh auf Ramstein, der das gesamte Rittergut Eutingertal 1723 an Johann Wilhelm Schenk von Stauffenberg verkaufte. Im Jahr 1818 wurde die Burg abgebrochen und mit dem Material eine Papierfabrik im Egelstal bei Mühlen erbaut. 

Nr. 11: Naturnahe Waldwirtschaft im Stauffenbergschen Wald Eutinger Tal

  • Pflege von Natur aus vorhandenen Mischwäldern aus Laub- und Nadelbäumen sorgten für hohe Stabilität der Bestände. 
  • das Prinzip Nachhaltigkeit: Nur soviel nutzen wie nachwächst. Hier 8 m³ Holz pro Jahr und Hektar. 
  • Nachhaltiges Wirtschaften sichert die Lebensgrundlage Wald auf Dauer für kommende Generationen. 
  • Verzicht auf Kahlschläge, Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden. 
  • Angepasste Rehwilddichte ermöglicht die natürliche Waldverjüngung. Dadurch Verzicht auf Zäunung und chemischer Schutz des Jungwaldes. 
  • Einsatz waldgerechter und umweltverträglicher Technik, kein flächiges Befahren des Waldes. 
  • Pflege des Waldinnenklimas durch stufigen Waldaufbau. Belassen von Totholz zur Erhaltung der Artenvielfalt im Wald-Öko-System. 

Nr. 12: Römische Siedlung in Eutingen 
Eutingen lag in der Römerzeit (ca. 100 bis 260 n. Chr.) im Schnittpunkt bedeutender Straßenverbindungen. Hier am Burgweg standen römische Gebäude (vermutlich eine „villa rustica“), die schon Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegraben wurde. Östlich von hier, in der Nähe des neuen Eutinger Bahnhofs, befand sich eine bedeutende römische Siedlung, bei deren letzten Ausgrabung in den Jahren 2001 und 2002 sensationelle Funde gemacht wurden. Darunter waren 8 gut erhaltene Köpfe von Skulpturen römischer Götter sowie ein fast vollständig erhaltener Torso einer Statue.